Das Mausoleum der Anhaltischen Herzogsfamilie
Aus Dessaus Vergangenheit als Hauptstadt des Ländchens Anhalt gibt es viele Spuren. Eines der markantesten Zeugnisse ist die Kuppel des herzoglichen Mausoleums, die sich nahe der nördlichen Gründerzeit-Stadterweiterung über dem Georgengarten erhebt.
Der monumentale, 1898 nach Entwurf des Berliner Architekten Franz Schwechten fertiggestellte Sakralbau verbindet byzantinische Motive im Inneren mit solchen der Antike und des Barock in Kubatur und Fassade. In seinem Gestus leistete sich die Herrscherfamilie hier eine Aufnahme eines baulichen Motivs aus den Metropolen der Welt, was in jener selbstbewussten Zeit niemanden irritierte. Im Zweiten Weltkrieg, der das Stadtzentrum zu 85 Prozent zerstört hinterließ, hatte auch die Grablege gelitten und war in den folgenden Jahrzehnten dem Verfall ausgesetzt.
Ende der 1970er Jahre mobilisierte der Mostereibetreiber Oskar Stolle Anwohner, Parteifreunde der Blockpartei NDPD und Schüler zu Rettungsmaßnahmen.
Schon früh stieß der Architekt Wilhelm Schulze vom Bauingenieurkombinat Dessau dazu. Mit der 775-Jahrfeier Dessaus fand sich unter Vermittlung seines Chefs – eines Bruders von Bauminister Junker – ein Anlass, die Kuppel mit eloxiertem Aluminium neu zu decken.
Infolge der eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten war das ursprünglich dort verbaute Kupfer in der DDR-Provinz für diesen Zweck nicht zu bekommen. Es bleibt verdienstvoll, dass durch Initiative von Bürgern unter Nutzung politischer Spielräume und das Abzweigen von Ressourcen der rapide Niedergang des Baus gestoppt werden konnte.Zwanzig Jahre später folgten weitere Sanierungsschritte. Eine neue Funktion des Gebäudes wird bis heute gesucht.
Autor: Dr. Andreas Butter