Prof. Dr. Herbert Ewe

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Der Leiter des Stadtarchivs Herbert Ewe zeigt einer Gruppe Archivalien in den Räumlichkeiten des alten Stadtarchivs in der Badenstraße.

Herbert Ewe zeigt einer Gruppe aus der Partnerstadt Boulogne-sur-mer Archivalien im Stadtarchiv Stralsund (1975). Die Städtefreundschaft zur französischen Küstenstadt besteht seit 1963. Fotografin: Gerda Bruhn, Stadtarchiv Stralsund, Signatur: VIII-03-03-170.

„För den‘n Professor daun wi dat“ – so zitiert die Journalistin Erika Lau im Jahr 1984 die Bauhandwerker, die das „beinahe Unmögliche“ ermöglicht haben: Unter dem Direktor Herbert Ewe wurde das Stralsunder Johanniskloster in den Jahren 1963 bis 1986 sorgfältig restauriert und zum Sitz des Stadtarchivs ausgebaut, das zu den bedeutendsten Klosterbauten des norddeutschen Raumes gezählt wird. [1]

Biografie und Werk von Herbert Ewe sind untrennbar mit der Stralsunder Altstadt verbunden. Geboren 1921 im pommerschen Wilhelmsdorf (heute Uniemyśl), absolvierte er ab 1946 ein Studium der deutschen Philologie, der historischen Geographie und der Kunstgeschichte in Rostock, das er im Jahr 1952 abschloss. In diesem Zuge lernte er 1951 erstmals das Stralsunder Stadtarchiv kennen, dessen Leiter er direkt nach Abschluss seines Studiums wurde. Einer Erinnerung Ewes folgend, wurde er von einer im Archiv tätigen Hilfskraft eines Tages, an dem die hauptamtliche Leiterin des Archivs nicht im Hause war, persönlich gefragt, ob er nicht Direktor werden wolle. Ewe schlug daraufhin „verlockende Angebote der Alma Mater und auch der Akademie der Wissenschaften“ aus, um sich ab dem 15. August 1954 der Neuaufstellung der Bestände des Archivs zu widmen. Das unter ihm erarbeitete Generalregister – häufig einfach „Der General“ genannt – ist bis heute neben den digitalen Recherchemöglichkeiten in Benutzung. [2]

Neben den archivalischen und denkmalpflegerischen Bemühungen ist unbedingt Ewes Rolle als Chronist der Stadt zu nennen – seine Publikationen über Stralsund, Rügen und andere Orte Vorpommerns nehmen Regalmeter ein –, aber auch sein Bemühen um den Erhalt der Stralsunder Altstadt. Gemeinsam mit einigen Mitstreiter*innen gründete er kurz nach dem Mauerfall die Bürgerinitiative „Rettet die Altstadt Stralsund“, als deren Vorsitzender er bis 1991 fungierte. [3] Als Motiv für sein Engagement nannte er den Schutz der Stralsunder Altstadt als „städtebauliches Kleinod von europäischem Rang“. [4] Bis ins hohe Alter blieb er der Sache treu und veröffentlichte weiter zur Stralsunder Altstadt.

Im Jahr 2008 beschloss das nunmehr als Verein geführte Bürgerkomitee, das aus der Initiative „Rettet die Altstadt“ hervorgegangen war, die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung. Das Stiftungsvermögen, der testamentarische Nachlass einer Stralsunderin, dient laut Vereinssatzung dem Zweck, „die Altstadt Stralsund als Weltkulturerbe dadurch zu bewahren,  dass sie den Erhalt kulturhistorisch bedeutender Denkmale, insbesondere Baudenkmale, fördert und auf diese Weise auch den mittelalterlichen Charakter der Altstadt zu bewahren hilft.“ [5]

Ewe hat als Archivar auch den Bild- und Fotobestand des Stralsunder Stadtarchivs mit aufgebaut und sich selbst als fotografischer Dokumentar der Altstadtinsel hervorgetan.

Autor: Jannik Noeske

Literatur:
[1] Zitiert nach: Hacker, Hans-Joachim (2002): »Zum 80. Geburtstag von Herbert Ewe«, in: Baltische Studien 88, S. 131–136, hier S. 133; Vgl. auch: Ewe, Herbert (1990): Kostbarkeiten in Klostermauern. Zur Geschichte, Restaurierung und Nutzung des Franziskaner-Klosters Sankt Johannes zu Stralsund, Rostock: Hinstorff.

[2] Zu Leben und Werk von Ewe siehe ebenda.

[3] https://www.buergerkomitee-stralsund.de/ (13.05.2020)

[4] Ewe, Herbert und Ewe, Anni (1991): Stralsund und Umgebung: Ein Reiseführer, Schwerin: Demmler.

[5] http://www.herbert-ewe-stiftung.de/ (13.05.2020)

Zitationsvorschlag:
Noeske, Jannik (2020): Prof. Dr. Herbert Ewe [Stadtwendepunkt], urn:nbn:de:101:1-2021022353, www.stadtwende.de (Stand 11/2021)

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