Die Unzufriedenheit vieler Bürgerinnen und Bürger mit der DDR manifestierte sich wesentlich am Zustand der Städte. Aus Unmut über die mutwillige Zerstörung der Häuser im Andreasviertel konstituierte sich neben anderen Initiativen und neuen Parteien am 26. September 1989 auf der Gründungsveranstaltung des Neuen Forums im Augustinerkloster die Arbeitsgruppe Denkmalpflege und Stadterhaltung. Diese Bürgerinitiative setzte sich aktiv für den Erhalt der Erfurter Altstadt ein. Sie trafen sich regelmäßig in den Wohnungen der Mitwirkenden – immer reihum, weil sie befürchteten, beobachtet zu werden – und berieten sich zu den Planungen im Andreasviertel. In heimlichen Aktionen reparierten sie mit einfachen Mitteln Dächer, die über tragenden Elementen zerstört worden waren, und beseitigten notdürftig die Ursachen von Wasserschäden. Darüber hinaus dokumentierten sie den Bauzustand der Häuser im Andreasviertel, fertigten Listen von erhaltenswürdigen Häusern an und nutzten ihre Kontakte zum Institut für Denkmalpflege in Erfurt, um auf denkmal- und erhaltenswürdige Häuser aufmerksam zu machen. Auf einer Begehung durch das Andreasviertel im November 1989 legte die AG Denkmalpflege und Stadterhaltung zusammen mit der AG Stadt- und Wohnumwelt sowie dem Stadtbauamt fest, welche Häuser erhalten bleiben sollten. Damit retteten sie etwa 40 Häuser, die bereits auf der Abrissliste standen.
Machate, Christine: Interview am 09.04.2021, online, durch Caroline Kauert.
Wünsche, Henning: Interview am 10.05.2021, Urbich, durch Caroline Kauert.
Reinhardt, Holger: Interview am 07.05.2021, Erfurt, durch Caroline Kauert.
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