Gebäude Semlower Str. 37, Stralsund. Foto: Jannik Noekse, Oktober 2019. CC BY-NC-SA 4.0
Im Vordergrund befindet sich das Gebäude aus den 1980er Jahren, direkt daneben der Baukomplex von 1952.

Innerhalb weniger Meter sind in der Semlower Straße drei Bauprojekte des 20. Jahrhunderts zu finden, die jeweils für unterschiedliche Epochen des Städtebaus stehen.

Nachdem Stralsund im Zweiten Weltkrieg einige Verluste an Bausubstanz in der Altstadt zu verzeichnen hatte, begann der Wiederaufbau der Altstadt in den 1950er Jahren. Ein Beispiel für diese Epoche ist die Gebäudegruppe in der Semlower Straße 39-41, erbaut 1952. Die dreiflügelige, symmetrisch gegliederte Anlage zeichnet sich durch historische Verweise aus: Der Dreiecksgiebel, die Pilaster, die Tordurchfahrt und nicht zuletzt Malereien mit maritimen Motiven verweisen mehr oder weniger auf die Vergangenheit der Hansestadt – durchaus nicht unüblich für die erste Hälfte der 1950er Jahre, die in der DDR für eine Rückbesinnung auf „nationale Traditionen“ in Architektur und Städtebau geprägt waren. Heute steht der Komplex unter Denkmalschutz.

Direkt daneben befindet sich ein bemerkenswerter Bau aus den 1980er Jahren (Hausnummer 37). Dieser wurde nicht nur in privater Initiative gebaut, sondern auch gemauert – oder „in traditioneller Bauweise“, wie in der DDR von einer Abgrenzung zum in den 1980er Jahren auch in der Stralsunder Altstadt omnipräsenten Plattenbau gesagt wurde. Das architektonische Erscheinungsbild ist dabei durchaus markant, insbesondere mit dem dreieckigen Erker, der in die Bauflucht der Semlower Straße hineinragt.

Das Gebäude in der Semlower Straße 13 befindet sich schräg gegenüber und wurde 1995 durch einen Investor errichtet. Dieses mimt drei giebelständige Häuser und verweist auch durch die Backsteinfassade auf die Bautradition der Hansestadt. Somit steht es für die neue Freude am altstädtisch-kontextuellen Bauen in den 1990er Jahren, wenngleich sich die Meinungen zur architektonischen Qualität durchaus unterscheiden.

Autor: Jannik Noeske

 

 

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