Die Begriffe „extensive“ und „intensive Reproduktion“ entstammen der marxistischen Wirtschaftstheorie und bezeichnen vereinfacht den Unterschied zwischen quantitativem (extensiv) und qualitativem (intensiv) Wachstum. [1] Eine Forderung nach einer intensiven Reproduktion der Volkswirtschaft kamen in den 1960er Jahren im Zuge der Einführung des sogenannten „Neuen Ökonomischen Systems der Leitung und Planung“ auf. Dieses sollte die Phase des extensiven, also quantitativen Wachstums in der DDR ablösen.

Spätestens seit 1969 wurden diese begrifflichen Konzepte auf die Stadtentwicklung übertragen. Die vorhandene Stadt und ihre bauliche Substanz wurden als Basis für die Suche nach einer rationalisierten Bauweise angesehen. Es ging demnach um die qualitative (intensive) Entwicklung. [2]

Nach dem Beginn des Wohnungsbauprogramms rückte die (extensive) Erweiterung des Wohnungsbestands wieder ins Zentrum der Wohnungspolitik. Sichtbarstes Zeichen sind die flächigen Neubaugebiete in Plattenbauweise an den Stadträndern. Die erneute Hinwendung zur intensiven – und dann meistens als innerstädtisch verstandenen – Stadtentwicklung erfolgte im Laufe der 1970er Jahre und wurde 1983 durch die neuen „Grundsätze für die sozialistische Entwicklung von Städtebau und Architektur“ zur staatlichen Linie der Stadtentwicklungspolitik erklärt. [3] Mit der intensiven Stadtentwicklung wurde damit der Fokus auf innerstädtische Standorte unter Ausnutzung vorhandener Bebauung sowie technischer und gesellschaftlicher Infrastruktur gelegt.

Die Gleichsetzung „intensiv = innerstädtisch“ und „extensiv = randstädtisch“ ist nach der DDR-Wirtschafts- und Städtebautheorie nicht so einfach vorzunehmen, in der planerischen Praxis bedeutete der Übergang zum intensiven Bauen in der Regel jedoch die Beplanung und „Rekonstruktion“ innerstädtischer Gebiete.

Es handelt sich, ähnlich wie bei den Konzepten der komplexen Rekonstruktion und des physischen wie moralischen Verschleißes, um eine städtebauliche Ausprägung des rationalisierten und ökonomisierten Bauwesens in der DDR.

[1] vgl. Haug, Wolfgang Fritz / Klaus Steinitz: intensive / extensive Reproduktion. In: Wolfgang Fritz Haug (Hg.) (2004): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 6/II, Hamburg, Sp. 1323–1331.

[2] Kegler, Harald (2012): „Rekonstruktion“ von Stadtzukunft: Stadterneuerung Ost in Praxis und Lehre oder 30 Jahre „VBWGZ“ – Berlin und Weimar, in: Altrock, Uwe u. a. (Hrsg.): Jahrbuch Stadterneuerung 2012, Berlin, S. 107–124, hier S. 113f.

[3] Grundsätze für die sozialistische Entwicklung von Städtebau und Architektur in der Deutschen Demokratischen Republik. Beschluß des Politbüros des ZK der SED und des Ministerrates der DDR vom Mai 1982, in: Neues Deutschland vom 29. Mai 1982, S. 9–10.

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