Bis heute ist das Internationale Bauhaus-Kolloquium, das alle drei bis vier Jahre an der Bauhaus-Universität in Weimar stattfindet, ein Forum für den internationalen Austausch zu architekturtheoretischen und -historischen Fragestellungen. In den 1970er Jahren wurde das Bauhaus-Gebäude in Dessau rekonstruiert und 1976 wiedereröffnet. Die Wiedereröffnung wurde im Rahmen des ersten wissenschaftlichen Kolloquiums im Oktober 1976 in Weimar und Dessau gefeiert.
Die weiteren Kolloquien hatten von Anfang an eine internationale Dimension und griffen aktuelle Fragen u. a. der Architekturgeschichte und -theorie, der Stadtplanung und des Designs auf. Unter den Teilnehmer*innen waren ehemalige Mitglieder des Bauhauses, Vertreter der Forschung und der Wissenschaft, aber auch Künstler, Architekten, Stadtplaner und Studierende. Zwischen 1976 und 1989 stiegen die Besucherzahlen von Kolloquium zu Kolloquium stetig an. Nahmen 1979 noch 173 Teilnehmer*innen am Kolloquium teil, waren es 1989 381 ¹. Zu ihnen gehörten neben speziellen Fachleuten und den ehemaligen Bauhäuslern aus der DDR und den sozialistischen Ländern u. a. aus West-Berlin Johann Friedrich Geist und Klaus-D. Kürvers, Klaus Brake und Claude Schnaidt aus Frankreich oder die Bauhäusler Max Bill aus der Schweiz oder Georg Muche aus der BRD. Neben den baupraktischen und architekturtheoretischen Themen waren die Internationalen Bauhaus-Kolloquien auch ein Testfeld dafür, was im offiziellen Rahmen des Kolloquiums unter den politischen Verhältnissen der DDR geäußert werden durfte. Der internationale Rahmen des Kolloquiums und der Standort Weimar ermöglichten vielfältige Diskussionen und insbesondere 1989 auch kritische Statements, denn „bei aller politischer Restriktion und Selbstzensur kamen in erstaunlicher Weise Themen auf die Tagesordnung, die andernorts in der DDR so nicht hätten diskutiert werden können.“ (Kegler 2012: 170)
Nachdem sich die ersten beiden Kolloquien dem Bauhaus-Erbe widmeten, nahmen die Kolloquien ab 1983 verstärkt auch aktuelle Fragen des Städtebaus und der Stadtplanung auf. (vgl. Kegler 2012: 170 ff) So waren die Internationalen Bauhaus-Kolloquien in den 1980er Jahren eine Plattform für den internationalen Fachaustausch, die neben „den zunehmend politisch dogmatischer werdenden offiziellen Verlautbarungen auf der Tagung“ auch die „Auseinandersetzung mit inhärenten Probleme[n] der städtischen Entwicklung in der DDR“ ermöglichte. (Kegler 2012: 170-171)
Autorin: Jana Breßler