Der Kampf von Bürgerinitiativen und anderen Reformkräften gegen den Altstadtverfall in der DDR vollzog sich in einem Spannungsverhältnis zu einem gesellschaftlichen Rahmen, der vom Staat und der Staatspartei SED vorgegeben wurde.

Im Teilprojekt soll analysiert werden, wie die Fachleute in staatlichen Institutionen auf dem Feld der Altstadterhaltung agierten wobei Bauwesen, Architektur, Denkmalpflege und Städtebau im Zusammenhang zu sehen sind. Besonderes Augenmerk legen wir auf die Interaktion zwischen den Bürgerinitiativen und den anderen reformorientierten Kräften von Hochschulen, Instituten der Bauakademie und den Architekten in den Stadtplanungsämtern. Nicht zuletzt soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle das MfS bei der Überwachung und Steuerung und der Prozesse spielte.

Zum Verständnis der Bürgerbewegung gegen den Altstadtverfall ist es notwendig, sich mit den von Experten vorgetragenen stärker bestands- und kontextuell orientierten Ansätzen zu befassen. Sie hatten die Bewegung schon seit spätestens Mitte der siebziger Jahre mental begleitetet, von Fall zu Fall inspiriert und letztlich zu ihrem Erfolg beigetragen. In einem ersten Arbeitsschritt sollen der „von oben“ legitimierte Diskurs und die Konjunkturen der Haltungen zur Altstadterhaltung durch eine systematische Analyse der relevanten Beiträge in der wichtigsten Architekturzeitschrift der DDR, der „Architektur der DDR“, nachvollzogen werden.

 

Visualisierung ,,Der Umgang mit der historischen Stadt auf den Titelseiten der Zeitschrift Architektur der DDR“, von Andreas Butter, 2019 unter CC BY-SA 4.0

Als ergänzende visuelle Erhebung zur Auswertung der Zeitschrift Deutsche Architektur/Architektur der DDR wurden die Cover von 1957 (dem Jahr der Einführung einer bebilderten Titelseite) bis zum letzten Heft von 1991 auf die Präsenz von Altstädten bzw. Altbau-Themen hin untersucht. Ein Balkendiagramm aus den entsprechenden Titeln verdeutlicht die wachsende Relevanz des Gegenstands und seine öffentliche Behandlung