Gegenstand des Arbeitspaketes 03 sind im Kontext des Forschungsthemas die Rolle, das Handeln und die Einflussmöglichkeiten von Planer*innen und Architekt*innen innerhalb der staatlichen Handlungsebenen der DDR – von Bauministerium über die Planungsbüros auf Bezirks- und Stadtebene bis hin zu Architekten und Planern, die in den Städten tätig waren oder an den Hochschulen lehrten.
Als Angestellte staatlicher Planungsbüros waren sie per se Repräsentanten der staatlichen Baupolitik. Zentral für die Recherchen des Arbeitspakets 03 ist folglich die Frage, wie sie reagierten, als sich die Defizite und Fehlentwicklungen der staatlichen Städtebaupolitik immer deutlicher offenbarten. Konnten Sie sich genug berufsethischen Eigensinn bewahren, um offen oder versteckt von Vorgaben staatlicher Stellen abzuweichen, allenfalls auch Widerspruch zu artikulieren? Wie viel Freiraum für fachliche Opposition und Debatte gab es überhaupt im direktiven Top-Down-Planungssystem der DDR?

Vor allem in Klein- und Mittelstädten abseits der Schwerpunkte des DDR-Plattenbaus gab es beherzte und engagierte Mitarbeiter*innen in Bauämtern und staatlichen Planungsbüros, die sich der Erhaltung „ihrer“ Altstädte verschrieben hatten und teils zielgerichtet gegen den Stadtverfall agierten – nicht immer im Einklang mit den offiziellen Leitbildern.  Es ist evident, dass dabei fachliche Netzwerke entstanden sind. Das Engagement dieser Planer*innen und ihre örtlichen Kooperationen bildeten nach der politischen Wende einen guten Nährboden für eine andere Stadterneuerungspolitik. Nicht selten mussten die Planer*innen unter den neuen Rahmenbedingungen (Aufbau der Kommunalen Selbstverwaltung, Einführung des bundesdeutschen Rechtssystems) ihre Rolle neu bestimmen und sich gegenüber den neu gewählten kommunalen Verantwortungsträgern, externen Verwaltungshelfern oder konkurrierenden Planungsbüros oder Sanierungsträgern aus den alten Ländern behaupten.

Im Rahmen des AP wird auch untersucht, wie die Planer*innen durch ihre Ausbildung an der HAB Weimar oder der TU Dresden auf die Praxis behutsame Stadterneuerung nach der Wende vorbereitet waren.

Ein zentrales Anliegen des Arbeitspaketes besteht darin, den aktuellen Forschungsstand zur Rolle und den Ebenen der DDR-Stadtplanung in der DDR aufzuarbeiten. Zu diesem Zweck werden Quellenanalysen zu den Orten des Widerstandes gegen den Altstadtverfall vorgenommen. Darauf aufbauend sollen typische Akteurskonstellationen von Stadtplanern in der DDR exemplarisch beschrieben werden.