Datum

Beginn: 07.10.2022, 10:30 Uhr
Ende: 08.10.2022, 15:45 Uhr

Ort

Altes Rathaus, Rolandsaal Altstädtischer Markt 10 14770 Brandenburg an der Havel

Sehr viele Altstädte in der DDR waren Ende der 1980er Jahre von Leerstand und Verfall gekennzeichnet und es drohte in vielen Orten ein weiträumiger Abriss von erhaltenswerter historischer Bausubstanz. Doch dann kam es in der Wendezeit 1989/1990 zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel in der Städtebaupolitik hin zu bewahrenden und behutsamen Stadterneuerungsstrategien. Ein wesentlicher Treiber dieser Veränderungen waren engagierte Bürgergruppen, die sich gegen Altstadtverfall und Flächenabriss wandten. Aber auch in vielen Lehr- und Forschungseinrichtungen und manchen Stadtverwaltungen hatte im Herbst 1989 mittlerweile die Erkenntnis Raum gegriffen, dass ein „Weiter so“ nicht sinnvoll und möglich ist.

Am ersten Tag der Fachkonferenz werden ausgewählte Ergebnisse der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundforschung zum Thema „Stadtwende“ vorgestellt und mit der interessierten Fachöffentlichkeit diskutiert. Nach einem Blick auf die Erfolge der Stadterneuerung der gastgebenden Stadt Brandenburg an der Havel und die heute aktuellen Aufgaben der Innenstadtrevitalisierung wird der Tag im Bürgerhaus des Projekts „Die Altstädter“ ausklingen.

Am zweiten Konferenztag soll auf Grundlage der Erkenntnisse des Forschungsprojektes die Perspektive international und in Richtung Gegenwart geweitet werden. Dabei wird im zweiten Teil der Konferenz zum einen der Frage nachgegangen, ob es einen ähnlichen Paradigmenwechsel der Stadterneuerungspolitik in anderen Staaten Mittel- und Osteuropas gegeben hat. Neben einer ersten, schlaglichtartigen Bestandsaufnahme zur Situation von Städten in Polen, Tschechien sowie dem ehemaligen Jugoslawien soll der weitere Forschungsbedarf im vergleichenden europäischen Kontext diskutiert werden.

Zum anderen wird im dritten Teil der Fachkonferenz die Perspektive auf aktuelle Aktionsfelder von Bürgerengagement und Bürgerprotest ausgedehnt, die in der Stadtöffentlichkeit zum Teil sehr kontrovers diskutiert werden. Dabei wird auch ein Bezug zu fachpolitischen Debatten und politischen Arenen der Entwicklung von Städten hergestellt und ein Brückenschlag zwischen den Bürgerprotesten der Wendezeit und heutigen Stadterneuerungsthemen versucht.

Programm

Auch zum Download als PDF

Freitag, 07. Oktober 2022
Stadtwende DDR/Ostdeutschland

Ab 10.30 Uhr: Anmeldung + kleiner Begrüßungsimbiss

11.15 Uhr: Grußwort
OB Steffen Scheller (Stadt Brandenburg an der Havel)

11.30 Uhr: Begrüßung und Einführung in die Konferenz Stadtwende: Forschungsverlauf & Erkenntnisgewinn
Holger Schmidt (TU Kaiserslautern)

11.45 Uhr: Wissenstransfer
Vorstellung Stadtwende-Buch
Jana Breßler (TU Kaiserslautern), Jannik Noeske (Bauhaus-Universität Weimar)

Zwischenbilanz Stadtwende-Wanderausstellung
Thomas Fischer (TU Kaiserslautern)

12.30 Uhr
Kaffee- oder Teepause, kleiner Mittagsimbiss

13.00 Uhr: Session I Altstadtverfall vs. Altstadtrettung
Moderation: Detlef Kurth (TU Kaiserslautern)

Planungsraum Altstadt: Konzepte, Realität und Wahrnehmung
Andreas Butter (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Erkner)

Zwischen Innovation und Adaption – Wirkungen des deutsch-deutschen Fachaustauschs auf die Altstadterneuerung vor und nach 1990
Jana Breßler (TU Kaiserslautern)

Ausbauwohnungen als staatlich gewährte Möglichkeitsräume
des baulichen Bestandserhalts
Fridtjof Florian Dossin (Bauhaus-Universität Weimar)

Altstadtverfall als Planungsgegenstand und Krisendiagnose
Jannik Noeske (Bauhaus-Universität Weimar)

14.45 Uhr: Kaffee- oder Teepause

15.00 Uhr: Session II Akteur*innen der Stadtwende
Moderation: Max Welch Guerra (Bauhau-Universität Weimar)

Planung und Initiativen gegen den Altstadtverfall in Erfurt in der späten DDR
Caroline Kauert (Bauhaus-Universität Weimar)

Die Stadtplanungslehre an der HAB-Weimar und ihr Verhältnis zum Städtebau- und Stadterneuerungsalltag der DDR
Frank Peter Jäger (TU Kaiserslautern)

Heimischfühlen und sozialistische Lebensweise in der neuen, alten Stadt – Stadtsoziolog*innen und ihr Beitrag zur Stadtplanung in der DDR
Wiebke Reinert (Universität Kassel)

Bürgerschaftliches Engagement gegen Verfall und Abriss
Julia Wigger (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Erkner)

16.45 Uhr: Kaffee- oder Teepause

17.00 Uhr: Zusammenfassende Diskussion
Moderation: Detlef Kurth (TU Kaiserslautern) und Max Welch Guerra (Bauhaus-Universität Weimar)

17.45 Uhr: Spaziergang durch die Brandenburger Neustadt
Stadtdenkmalpfleger Joachim Müller, Stadtmuseumsleiterin Anja Grothe & Zeitzeugen

ab 19.00 Uhr: Gesellig-kulinarischer Abschluss im Bürgerhaus Altstadt „Die Altstädter e.V.“

Samstag, 08. Oktober 2022: Fokus Stadtwende in Mittel und Osteuropa und Transfer
(Simultane Übersetzung Deutsch-Englisch und Englisch-Deutsch)

09.30 Uhr: Stadtwende in Mittel- und Osteuropa
City Tournaround in Middle- and Eastern Europe
Einführung/Introduction und Moderation/moderation Harald Engler (Leibniz Institute for Research on Society and Space Erkner)

09.45 Uhr: Die Belle Époque-Quartiere in Prag – von der Sanierung zur Kommerzialisierung
Prague Belle Époque Quarters from Redevelopment to Commodification
Petr Roubal (Institute for Contemporary History/Academy of Sciences, Prague)

10.30 Uhr: Der Kampf von Bürgergruppen gegen den Verfall polnischer Städte
The Struggle of Citizens‘ Groups against Urban Decay of Polish Cities
Piotr Lorens (Faculty of Architecture, Gdansk University of Technology)

11.15 Uhr: Kaffee- oder Teepause
Coffee break

11.30 Uhr: Rekonstruktion von Stadtzentren im früheren Jugoslawien im Spätsozialismus
Renewal and Reconstruction of City Centers in former Yugoslavia in late Socialism
Srdjan Radović (Institute of Ethnography SASA, Belgrade)

12.15 Uhr: Stadtwende in Mittel- und Osteuropa: Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf
City Turnaround in Central and Eastern Europe: Summary and further Research Needs
Diskussion mit:
Panel discussion with:

Harald Engler (Leibniz Institute for Research on Society and Space Erkner)
Arnold Bartetzky (Leibniz Institut for History and Culture of Eastern Europe Leipzig)
Petr Roubal (Institute for Contemporary History/Academy of Sciences, Prague)
Piotr Lorens (Faculty of Architecture, Gdansk University of Technology)
Srdjan Radović (Institute of Ethnography SASA, Belgrade)

13.00 Uhr: Mittagspause
Lunch break

14.00 Uhr: Transfer – Stadtwende gestern und heute
Gespräch zwischen Stadtforscher*innen und Zeitzeug*innen mit
Moderation: Marco Mehlin (raumscript Berlin)
Sebastian Beck (vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.- Berlin)
Siri Frech (Facilitatorin Berlin)
Saskia Hüneke (ARGUS Potsdam)
Holger Schmidt (TU Kaiserslautern)

 15.30 Uhr: Fazit und Abschluss
Holger Schmidt (TU Kaiserlautern)

 

Veranstalter: Forschungsverbund Stadtwende, hier vertreten durch Prof. Dr.-Ing. Holger Schmidt (TU Kaiserslautern) und Dr. Harald Engler (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Erkner). In Kooperation mit dem Stadtmuseum Brandenburg an der Havel vertreten durch Anja Grothe.

Die Teilnahme an der Fachkonferenz ist kostenfrei. Aufgrund der möglicherweise wieder neu einsetzenden pandemischen Lage wird um Voranmeldung an (stadtwende@uni-kl.de) oder telefonisch unter 0631 / 205 5148 gebeten.

Am zweiten Konferenztag ist eine Simultanübersetzung (deutsch-englisch und englisch-deutsch) eingerichtet.

Zurück zur Übersicht