ECE-Konferenz über Städtebauforschung

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Die Ökonomische Kommission für Europa der Vereinten Nationen (Economic Commission for Europe, ECE) wurde 1947 gegründet, mit dem Ziel die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten zu fördern. Die Kommission gliedert sich bis heute u. a. in verschiedene Fachkomitees, zu denen in den 1980er Jahren auch das Komitee für Wohnungswesen, Bauwirtschaft und Raumplanung zählte. Themen, die in den Arbeits- und Expertengruppen des Baukomitees der ECE diskutiert wurden, waren u. a. Fragen des Wohnungsbaus und der allgemeinen Baupolitik sowie die Stadt- und Gebietsplanung. Seit einem Ministerratsbeschluss aus dem Jahr 1974 war der Minister für Bauwesen der DDR für die Mitarbeit der DDR am ECE-Baukomitee verantwortlich. Alle vier Jahre führte das Baukomitee Konferenzen zu aktuellen und ausgewählten Fragestellungen der Städtebauforschung durch, so beispielsweise 1968 in Stockholm, 1972 in Dublin oder 1984 in Portugal.

1988 veranstaltete die DDR die 6. ECE-Konferenz über Städtebauforschung, die vom 17. bis zum 21. Oktober 1988 in Leipzig stattfand. Sie widmete sich den Fragen der Städtebauforschung im Bereich der Stadterneuerung und den damit verbundenen Erfahrungen aus den ost- und westeuropäischen Mitgliedsstaaten. Bereits 1985 war der Beschluss des Ministerrats der DDR erfolgt, die Konferenz durchzuführen und deren Finanzierung im Fünfjahresplan zu berücksichtigen. Für die Städtebaukonferenz wurde von den Vertreter*innen der DDR, zu denen Mitarbeitende der Bauakademie der DDR gehörten, das Thema „Forschung und Realisierungsbeispiele zur Erneuerung innerstädtischer Gebiete“ vorgeschlagen. In dem die DDR die 6. ECE-Konferenz veranstaltete, sollte ein „konstruktiver Beitrag zur Fortführung und Vertiefung der gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit zwischen sozialistischen und kapitalistischen Staaten(IRS, A2_2_52, Bl. 4) geleistet werden.

Die inhaltliche Vorbereitung wurde von der Bauakademie verantwortet. Zum Vorbereitungsstab gehörten Prof. Grönwald, Prof. Lammert und Dr. Schlesier. Das Wohnungsbauprogramm sollte als Kernstück der Sozialpolitik der DDR in der „Einheit von Neubau, Rekonstruktion, Modernisierung und Erhaltung“ präsentiert werden. Im Fokus der Tagung stand das innerstädtische Bauen in Leipzig, Erfurt, Weimar und Halle. Unterthemen der Tagung waren: die „Analyse- und Planungsmethoden für die Erneuerung innerstädtischer Gebiete“, die „Entwicklung der Stadtgestalt im Prozeß der Erneuerung innerstädtischer Gebiete“ und „Beispiele für die Erneuerung innerstädtischer Gebiete (Fallstudien)“.

Zu den Referierenden seitens der DDR zählten u. a. Mitarbeitende der Bauakademie der DDR, so z. B. Dr. Peter Andrä und Prof. Günter Kabus. Daneben wurden DDR-Bezirks-, Stadt- und Chefarchitekt*innen, Vertreter*innen der Hochschulen, des Bauhauses Dessau und des WBK eingeladen. Die von der DDR vorbereiteten Diskussionsbeiträge sollten die Ergebnisse des innerstädtischen Bauens in Berlin, Leipzig und Halle aber auch Rostock, Schwerin und Bernau vorstellen. Hinzu kamen Vorträge aus der UdSSR, der BRD, den Niederlanden, Frankreich, Dänemark oder auch Schweden.

Neben dem Austausch auf offizieller Ebene bot die Städtebaukonferenz die Möglichkeit über die normalen Begegnungen hinaus Kontakte zu knüpfen. So berichtet Wendelin Strubelt, 1988 als Vertreter des BfLR in Leipzig: „Die Offenheit der Problemsicht und die fachliche Kompetenz der Kollegen aus der DDR ist beeindruckend […].(Strubelt 1988: 128) Gleichzeitig stellt er einen Konflikt zwischen den auf eine behutsame Stadterneuerung zielenden Stadtplaner*innen und der auf eine Erneuerung mithilfe industrieller Bauweisen fokussierten Bauindustrie in der DDR fest. (Strubelt 1988: 127)

Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur (Hg.): Fallstudie Erfurt zur 6. ECE-Konferenz über Städtebauforschung in Leipzig im Oktober 1988, Berlin 1988. Quelle: IRS/Erkner.

Autorin: Jana Breßler

Quellennachweise:

[1] IRS (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung)/ Wissenschaftliche Sammlungen, Erkner b. Berlin: Informationsbroschüren zur 6. Konferenz Stadt- und Regionalforschung in Leipzig (ECE 8), A2_2_52

[2] IRS (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung)/ Wissenschaftliche Sammlungen, Erkner b. Berlin: ECE / HBP 31-34, A2_2_5

Literatur:

[3] Strubelt, Wendelin (1989): Stadterneuerung in Ost und West – Bericht über eine internationale Tagung, in: Martina Dase/Jürgen Lüdtke/Hellmut Wollmann (Hg.): Stadterneuerung im Wandel: Erfahrungen aus Ost und West. Internationales Symposium, Berlin-Wedding, 27.-29. Oktober 1988, Stadtforschung aktuell, Bd. 22, Berlin: Birkhäuser, S. 125-130.

 

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