Der International Council on Monuments and Sites (ICOMOS), der Internationale Rat für Denkmalpflege, gilt bis heute auf internationaler Ebene als eines der höchsten Gremien für Denkmalpflege und für die Konservierung, Restaurierung und Instandsetzung von Kulturdenkmälern. Im Jahr 1965 in Warschau gegründet, sollte der ICOMOS für den Ost-West-Austausch der Denkmalpflege im Kalten Krieg eine wichtige Rolle einnehmen. Denn bereits mit der Wahl des Gründungsortes Krakau wurde ein „symbolischer Brückenschlag zwischen Ost und West und über den Eisernen Vorhang hinweg“ (Brandt 2017: 7) unternommen. Grundlage für die Zusammenarbeit waren die Charta von Athen (Athens Charta for the Restoration of Historic Monuments von 1931, nicht zu verwechseln mit der CIAM-Charta von 1933) und die daran anschließende Charta von Venedig von 1964. Letztere bildete den Ausgangspunkt für die Gründung des internationalen Rates, wodurch von Beginn auch der Umgebungsschutz von Denkmalen und damit der Schutz von städtebaulichen Ensembles und Stadtkörpern ein Ziel des ICOMOS war.
1969 trat die DDR mit ihrem Nationalkomitee dem ICOMOS bei: Präsident des ICOMOS-Nationalkomitees der DDR war Prof. Dr. Ludwig Deiters, Vizepräsident war Dr. Helmut Stelzer. Aufgrund der angespannten politischen Lage war die Aufnahme umstritten gewesen. Durch den Beitritt der DDR zum ICOMOS war es den Denkmalpfleger*innen der DDR wiederum möglich, offiziell an den internationalen Fachdebatten unter westlicher Beteiligung teilzunehmen. In den 1970er und 1980er Jahren veranstaltete das Nationalkomitee der DDR mehrere internationale Fachtagungen zu damals aktuellen Fragen der Denkmalpflege, des Stadterhalts und der Denkmalpflegepraxis. Trotz der schwierigen politischen Rahmenbedingungen wurden persönliche Kontakte zwischen den Denkmalpfleger*innen innerhalb des internationalen Denkmalrates über Jahre hinweg gepflegt. Wie Michael Petzet, der damalige Landeskonservator von Bayern, berichtet, war die Zusammenarbeit „ohne größere ‚ideologische‘ Auseinandersetzungen in freundschaftlichem Dialog möglich“ (Petzet 2015: 110). Die Kontakte basierten teils auf „long-standing networks reaching back to the interwar years, and shared perceptions of a common history, traditions, and values.“ (Gfeller 2015: 117) wie Aurélie Elisa Gfeller ausführt.
1990 fand sich die Denkmalpflege schnell auf der gesamtdeutschen Ebene zusammen. Am 2. und 3. März 1990 trafen sich die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger und das Institut für Denkmalpflege auf der Wartburg bei Eisenach. Die Denkmalpfleger*innen der DDR und der BRD formulierten mit den Wartburg-Thesen ihre Vorstellungen für die Rolle und die Organisation der staatlichen Denkmalpflege in einem geeinten Deutschland. In diesen Thesen wurde gefordert, die historischen Stadtteilzentren vor dem Verfall zu retten, indem ein entsprechendes Städtebauförderungsprogramm eingeführt wird. (vgl. Petzet 2015: 114)
Autorin: Jana Breßler