Die zentralistische Verfasstheit der DDR brachte es mit sich, dass neben den Hochschulen eine in der Hauptstadt ansässige und noch stärker in den Staatsapparat eingebundene Forschungsinstitution das Bauwesen der Republik konzeptionell bestimmte. Dabei gab es in den Lebensläufen der Mitarbeiter*innen sowie in der praktischen Arbeit Berührungspunkte zu den Ausbildungsstätten im Land.
Innerhalb der 1951 gegründeten Deutschen Bauakademie (ab 1974 Bauakademie der DDR) bildete sich 1962 als ‚Kopfinstitut‘ das Institut für Städtebau und Architektur (ISA). Es war in mehrere Abteilungen gegliedert (der Aufbau änderte sich im Lauf der Jahre):
• Theorie und Geschichte
• Verkehr und Stadttechnik
• Stadtstruktur
• Gebietsplanung und Prognose
• Wohngebiete, Industriegebiete und Gesellschaftsbau
• Umgestaltung
• Experimental- und Modellwerkstatt
Das Institut arbeitete eng mit der Staatlichen Plankommission und den bezirklichen Behörden zusammen, so bei der Begutachtung der Generalbebauungspläne, bei Problemlösungen im Zusammenhang mit dem Wohnungsbauprogramm und Studien zum langfristigen Entwicklungspotential der Städte. Dazu gehörte auch die Beteiligung an Wettbewerben, die Verarbeitung ausländischer Erfahrungen und die baugeschichtliche Forschung, die sich in zahlreichen Publikationen niederschlug, wie z. B. wie den Architekturführern der Bezirke.
In seiner Funktion der Wissensproduktion für die staatlichen Planungsakteure hatte das Institut der Parteilinie zu folgen und sie zu stützen. Zugleich gingen von hier seit den siebziger Jahren Impulse für eine schrittweise Neubewertung der Altbaugebiete aus, was seinen frühen Niederschlag in der Ausweisung von Fußgängerzonen fand. Wichtige Vertreter dieser Zuwendung zum Bestand waren Klaus Andrä, Helmut Gelbrich und Günther Kabus. Planungsuntersuchungen zum Prenzlauer Berg zeigten in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts – nicht immer befolgte – Wege zu einer Weiterentwicklung aus der bestehenden Grundstruktur heraus auf (Abb. 1) und stellten neue methodische Ansätze vor (Abb. 2). Dies hatte in der ganzen DDR positive Auswirkungen, besonders dann, wenn Stadt, Bezirk, das Wohnungsbaukombinat und die Denkmalpflege einen gemeinsamen Nenner fanden, wie in Halle (Abb. 3), und, wie am ISA nachweisbar, in den 1989er Jahren auf informeller Ebene mit örtlichen Bürgerinitiativen zusammenarbeiteten.
Autor: Dr. Andreas Butter