Lokale Aushandlungsprozesse um Stadterhalt und Stadterneuerung, ca. 1970–1990

Ziel des Teilprojekts ist es, die Wirkung unterschiedlicher Aktivitäten zum Erhalt und zur Erneuerung von Altstädten auf lokaler Ebene zu untersuchen. Dies führt zu Fragen nach alltäglichen städtischen Realitäten; jener der kommunalen Planung genauso wie der des Wohnens und konkreten Lebens vor Ort. Schließlich beinhaltet es Erörterungen lokaler Relationalitäten von Alt- und Neubau, Innenstadt und Suburbanität, Bürger/innen und ihrem städtischen Leben, ihrer Beteiligung an Stadtgestaltung und diesbezüglicher Wissensproduktionen innerhalb der Stadtplanung der späten DDR.

Besonderes Augenmerk liegt auf den Beiträgen der Stadtsoziologie zu Debatten und Aktivitäten rund um Stadterneuerung und städtisches Leben. Die Territorial- und Stadtsoziologie/Agrarsoziologie (Akademie der Wissenschaften, Bauakademie), die Wohnungssoziologie (Karl-Marx-Universität Leipzig), die Wohn- und Kommunalsoziologie (HU Berlin), die Regionalsoziologie (Wilhelm-Pieck-Universität Rostock) und die Stadt- und Regionalsoziologie (Akademie für Gesellschaftswissenschaften) beschäftigten sich seit den späten 1960er Jahren mit Fragen der Stadtnutzung, des ›Heimischfühlens‹ und den Auswirkungen des Städtebaus und der Stadterneuerung auf den Alltag der Bewohner/innen. Hier handelt es sich um bisher kaum systematisch ausgewertete Quellenbestände, wurden sie (nach 1989) doch stets verdächtigt, politisch vorgeformte Beschreibungen der sozialistischen Gesellschaft vorzunehmen und lediglich ideologiekonforme Aussagen zu enthalten. Eine disziplingeschichtliche Auseinandersetzung mit der Stadtsoziologie jenseits der klassischen Erzählung ihrer Entwicklung im Westen bildet noch eine geräumige Forschungslücke. Das spannungsreiche Verhältnis von Wissensproduktionen in Gesellschaftswissenschaft einerseits, Planungswissenschaft andererseits und der jeweilige Blick auf lokale Prozesse und Akteure wird am Beispiel von Sömmerda, Gotha, Brandenburg, Rostock und Halle/Halle-Neustadt analysiert. Dort wurden ebenso Stadterneuerungsprogramme initiiert wie (begleitende) soziologische Studien durchgeführt, was einen multiperspektivischen Blick ermöglicht.

Aktuelle Ansichten zu
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Einer sozialgeschichtlich-sekundäranalytische Betrachtung von in der DDR entstandenen, stadtsoziologischen Studien schließt sich eine wissenschaftshistorische Analyse an, die die Art und Weise, wie in der DDR ›sozialistische‹ Wohnbedingungen und Stadtkonzepte entworfen worden und welche Rolle hier die (Stadt)Soziologie ggü. der Planungswissenschaft und -praxis innehatte, welches Wissen zur Stadtrealität und Stadtentwicklung sie beitrug.

In „Modellstädten“ ist Sicht der Ossis nicht gefragt. Autor: Dr. Harald Bodenschatz; Quelle: neues deutschland (nd) 26.03.1991

 

Arbeitshypothesen zu Modellstädten und Kulturinstitutionen