Montagsdemonstration
Vor dem Hintergrund von Perestroika und Glasnost, angesichts wachsender Flüchtlingszahlen im Sommer und im Herbst 1989 und der ignoranten Reformunlust der DDR-Führung wuchs der Unwille der DDR-Bevölkerung, der sich zunächst nur in relativ geschützten kirchlichen Räumen artikulieren konnte. Aus dem Friedensgebet in der Nikolaikirche entstanden die Leipziger Montagsdemonstrationen, die am 4. September 1989 begannen. Vergleichbare Aktionen wurden in der Vergangenheit in kommunistischen Ländern immer wieder blutig niedergeschlagen. Besonders dramatisch war die Demonstration am 9. Oktober 1989, als die Gefahr massiven militärischen Eingreifens drohte. Dank der Besonnenheit der Leipziger, aber auch des Abwartens der SED-Führung, endete die Demonstration, an der etwa 70.000 Bürger teilnahmen, gewaltfrei. Die „Montagsdemos“, wurden zum Signal und zum Impuls für die gesamte friedliche Revolution in der DDR. Bald fanden nach diesem „Modell“ vielerorts nach Gottesdiensten mächtige Protestdemonstrationen statt. Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ meldeten sich Woche für Woche Hunderttausende DDR-Bürger zu Wort und erzwangen das Ende der SED-Herrschaft.
Paradigmenwechsel
Änderung des Leitbilds bzw. des Vorgehens der Kahlschlagsanierung sowie des Bauens von Siedlungen auf der “grünen Wiese” (Extensivstandorte) hin zu der Rückbesinnung auf die bestehende Altstadt mit ihrem historischen Stadtgrundriss und System von Straßen, Plätzen und Blockbauten; ökonomischer Gesamtaufwand für Wohnungsbau wurde in Innenstadt als geringer eingeschätzt (Schattel o.J.; Hüller und Loui 1981).
Planungsinstrument
Als Planungsinstrumente werden Pläne, Konzepte und Methoden bezeichnet, welche die Prozesse der Stadtplanung unterstützen. Es wird zwischen formellen und informellen Planungsinstrumenten unterschieden, die sich in ihrer Bindungswirkung unterscheiden. Formelle Instrumente umfassen gesetzlich geregelte Verfahren mit rechtlicher Bindung, wie z. B. den Bebauungsplan. Informelle Instrumente wie das Stadtentwicklungskonzept, sind ohne Rechtsgrundlage und haben nur eine verwaltungsinterne Selbstbindungswirkung.
Schwarzwohnen
Prinzipiell wurde Wohnraum in der DDR staatlicherseits zugewiesenen. Seit den 1970er Jahren sollte die Wohnungsnot vorrangig durch die Erstellung von Großwohnsiedlungen am Stadtrand behoben werden. In den 1980er Jahren nahm der Leerstand in den historischen Innenstädten zu, der Verfall von Stadtkernen und Gründerzeitgebieten war allgegenwärtig und prägte das Bild vieler DDR-Städte. In dieser Situation begannen verschiedene, meist junge Akteure, in Selbstorganisation baufällige Altbauwohnungen zu beziehen, die sie in Selbsthilfe bewohnbar machten. Das so genannte ›Schwarzwohnen‹ wurde meist geduldet, auch riefen zentrale Organisation Initiativen ins Leben, die Wohnungssuchende dabei unterstützen sollten, baufällige Wohnungen in Eigenregie auszubauen.
Stadtentwicklung
Die Begriffe „extensive“ und „intensive Reproduktion“ entstammen der marxistischen Wirtschaftstheorie und bezeichnen vereinfacht den Unterschied zwischen quantitativem (extensiv) und qualitativem (intensiv) Wachstum. [1] Eine Forderung nach einer intensiven Reproduktion der Volkswirtschaft kamen in den 1960er Jahren im Zuge der Einführung des sogenannten „Neuen Ökonomischen Systems der Leitung und Planung“ auf. Dieses sollte die Phase des extensiven, also quantitativen Wachstums in der DDR ablösen.
Stadterneuerung
Anpassungen der städtebaulichen Struktur eines Gebiets im Bestand mit der öffentlichen Hand zum Wohle der Allgemeinheit, damit die Funktionsfähigkeit des Areals gesichert bzw. wiederhergestellt werden kann (Altrock 2018: 2442 zit. nach Roberts 2000: 17); in DDR zunächst starke Konzentration des industriellen Wohnungsbaus und Altstadtvernachlässigung wegen fehlender Mittel, dann Flächensanierungen in Altstädten; Entwicklung zum teilweisen Abriss und Neubebauung auf Fläche der Altstädte mit Orientierung an Kubatur und Stadtgrundriss der historischen Bausubstanz (Kegler 2012); Forschungsprojekt der Bauakademie in Greifswald als Beginn einer neuen Art der Stadterneuerung in der DDR, auch wenn zu jener Zeit nicht als Stadterneuerung bezeichnet (Kegler 2020: 56).